Mittwoch, 27. März 2019

Pflegeleichte Stauden

Gerade habe ich ein Buch vorgestellt, das "Pflegeleichte Blumenbeete für jeden Garten" zeigt. Doch wie erkenne ich pflegeleichte Stauden?
Ein Zeichen für notwendige Pflege ist die Tonsur!
Laut Wikipedia ist die Tonsur (lat. tonsura „Scheren“, von tondere „scheren“) die vollständige oder teilweise Entfernung des Kopfhaares aus religiösen Gründen bzw. die daraus entstandene Frisur. Sie ist aus verschiedenen Religionen wie Christentum, Buddhismus oder Hinduismus bekannt.
Eine Tonsur begegnet uns auch im Garten, besonders in älteren Pflanzungen und bei bestimmten Pflanzen. Die Pflanzen zeigen in der Mitte keinen Austrieb mehr, sondern nur am Rand. Die Wiesenmagerite 'Silberprinzesschen', z. B., eine großblütige und kompakte Form unserer Wiesenmargerite zeigt die Tonsur bereits im dritten Jahr nach der Aussaat (2. Bild). Soll sie länger Leben, muss die Pflanze geteilt werden, und die Teilstücke mit Austrieb können in frische Erde gepflanzt werden. Also eine zusätzliche Arbeit.

Chrysanthemum maximum 'Silberprinzesschen'


Wiesenmargerite 'Silberprinzesschen'

Pflanzfertige Teilstücke der Margerite




























Ganz anders verhalten sich die Neuaustriebe der
 Goldkolben (Ligularien). Sie kuscheln sich zusammen, wie ein "Wurf Goldhamster". Die Pflanze im Bild steht hier seit mehr als 30 Jahren. Nebenbei sei erwähnt, dass der Giersch im Umfeld der Pflanze sich nach deren Entwicklung eines großen Blattschopfes bald verzieht. Also eine pflegeleichte Staude!

Goldkolben (Ligularia veitchiana)


Goldkolben nach 30 Jahren Standzeit.


Die folgende Pflanze ist eine sehr schöne hellblaue Glattblattaster. Im vergangenen Jahr habe ich sie in die Bildmitte gepflanzt. Jetzt im 2. Standjahr bedecken ihre Ausläufer mehr als 1 m². Das ist keine Tonsur sondern es sind schlicht "Läufer". Dazwischen siedelt sich jede Menge Unkraut an. Also eine sehr Pflege intensive Staude.

Glattblattaster läuft.

Wie ein "Wurf Goldhamster" zeigt sich auch die Taglilie und das nach vielen Jahrzehnten am gleichen Platz. Eine sehr pflegeleichte Stauden, wenn man nicht alle verblühten Blumen abschneidet.


Taglilienhorst


Samstag, 16. März 2019

Die richtige Erde

Ab und zu bekomme ich Anfragen wie die folgende, und da die Beantwortung ja doch etwas Zeit in Anspruch nimmt, möchte ich sie hier im Blog veröffentlichen, und vielleicht kommt ja doch mal ein kleiner Diskussionsbeitrag aus der Leserschaft meines Blogs. Einen ähnlichen Beitrag finden Sie hier: https://wildstauden.blogspot.com/2018/06/das-wie-der-staudenwiesen.html.

"Guten Tag,
 ich bin bei meinen Recherchen zu Naturgärten und Wildstauden auf ihre Seite gestoßen. Ich bin begeistert von ihrem Garten und von den Themen auf ihrer Webseite. 
Ich bin neuerdings auch Besitzer eines Gartens und möchte verschiedene Wildstaudenbeete anlegen (von Sonne bis Schatten) und ein Thema ist wenig auf Internetseiten und Büchern vertreten: 
Die richtige Erde! 
Bei ihrem Garten sieht man auch Rasen zwischen den Beeten, sodass ich davon ausgehe, dass sie bei Beetanlage erst Gras entfernen mussten. 
Ich entferne gerade Grasnarben und die erste Frage für einen Umweltschützer ist: Wohin damit. Lässt sich das sinnvoll verwenden, kompostieren? 
Und zweitens, wie füllt man den Boden am besten wieder auf. In Baumärkten gibt es unglaublich viel und unterschiedlich teure Gartenerde. Oder doch lieber Mutterboden liefern lassen, dessen genaue Zusammensetzung aber unbekannt ist? 
Mich würde ihre Bodenvorbereitung interessieren und auch, wie sie den Rasen daran hindern wieder ins Beet zu wachsen (sie scheinen kein Kiesbeete zu haben). 
Für ein paar Tipps wäre ich dankbar. Danke im Voraus 
Mit freundlichen Grüßen, S.H."

Die richtige Erde! 
Ich würde die Frage zunächst einmal so beantworten: Im Naturgarten geht es nicht in erster Linie um die richtige Erde, sondern um die Pflanzen für die vorhandene Erde und auch nicht nur um die Erde sondern insgesamt um die richtigen Pflanzen für die vorhandenen Standorte im Garten.
Die beiden folgenden Bilder zeigen, wie Wildstauden mit der vorhandenen Erde (in diesem extremen Fall so gut wie ohne Erde) auskommen. Natürlich gibt es auch Pflanzen, die eine bestimmte Erdzusammensetzung erfordern, z. B. sauren Boden oder alkalischen Boden. Es sind aber nicht sehr viele, doch für einen Pflanzensammler-Garten ist es schon wichtig. Ein Naturgarten muss nicht unbedingt Raritäten beherbergen.

Spornblume (Centranthus ruber)in Mauerritzen  (Foto: I. Renner)

Veilchen (Viola cornuta) in Steinfugen (Foto: I. Renner)


Entfernte Grasnarbe:  Wohin damit?
Entweder gar nicht entfernen sondern untergraben, oder mit der Grasseite nach unten aufsetzen bzw. dem evtl. schon vorhandenem Kompost zuführen.

Wie füllt man den Boden am besten wieder auf ?
Keinesfalls würde ich dazu Erde aus dem Bau- oder Gartenmarkt kaufen. Viel zu teuer und oft auf Torfbasis, was wir Umweltschützer ja auch nicht wollen. Ich kaufe vom 10 km entferntem Betrieb "Erden & Kompost" eine LKW-Ladung (ca. 4 m³) Mutterboden (die exakte Bezeichnung ist Oberboden-Kompost) für 120 Euro um evtl. Lücken in den Beeten aufzufüllen. Die Zusammensetzung kann man erfragen und auch selbst bestimmen.

Rasen daran hindern wieder ins Beet zu wachsen
Der ordentliche Gärtner pflegt seine Rasenkanten mit entsprechenden Geräten oder begrenzt den Rasen mit Rasenkantensteinen.
Ich als Naturgärtner lass es wachsen. Allerdings bemühe ich mich für den Abschluss des Beetes zum Rasen Stauden zu pflanzen, die das für mich erledigen und den Rasen stoppen: Funkien, Frauenmantel, Storchschnabel, Taglilien und alle anderen überhängenden Gewächse.



Sie scheinen keine Kiesbeete zu haben?
Nein, das würde auch für einen Garten "Am Schlossteich" nicht natürlich sein. Ich halte übrigens auch nichts vom Mulchen mit anderen Stoffen. Die Stauden sollten so dicht wachsen, dass Mulchen nicht nötig ist. Unkraut muss natürlich gezogen werden. Die bei Wildstauden zahlreich erscheinenden Sämlinge sind erwünscht.
Ich gebe zu, ein naturnaher Staudengarten ist für ordentliche Gärtner gewöhnungsbedürftig. 
Alexandra Rigos vermutet in ihrem sehr lesenswertem Buch "Der Naturgarten", "das es sich mit der Ästhetik naturnaher Gärten nicht anders verhält als mit zeitgenössischer Kunst: Man muss sich auf sie einlassen, sich mit ihnen auseinandersetzen, um sie schön zu finden, Dabei gilt es, die eigenen Sehgewohnheiten in Frage zu stellen und offen zu sein für den Reiz des Natürlichen."






Sonntag, 10. März 2019

Es geht los

Herrlich, wenn draußen der Sturm pfeift und im Glashaus 25°C sind. Die ausgesäten Samen der Samentauschaktion der GdS können schon pikiert werden. Alle Bestellungen bei den Online-Staudengärtnern sind geliefert und können sich im Glashaus kräftigen. Zu lange können sie aber nicht dort bleiben. Sie müssen auch abgehärtet werden. Im letzten Frühjahr habe ich die Lieferungen verschiedener Staudengärtner verglichen (https://wildstauden.blogspot.com/2018/04/staudenkauf-online.html). Leider musste ich feststellen, das ein namhafter Staudengärtner aus dem Süden, der letztes Jahr von mir als ausgezeichnet eingestuft wurde, in diesem Jahr diese mickrigen Astern 'Schöne von Dietlikon' (Bild 2) geliefert hat. Da hilft auch nicht der grüne Biotopf, das ist Murcks! Es ist wohl doch ein Lottospiel, online einzukaufen.
Gerade las ich ein Interview von Eckart von Hirschhausen: "Gartenarbeit ist ein schönes Bild für die Freude im Alter. Man ist aktiv, bewegt sich an der frischen Luft, sieht etwas wachsen, ist weder über- noch unterfordert und das Wichtigste: Man ist eigentlich nie damit fertig.
In diesem Sinne gehen bei mir die diesjährigen Umgestaltungen im Staudengarten los, und da ist nach fast 50 Jahren!! immer noch was zu tun.
Als Erstes möchte ich eine Pflanzung aus Deschampsia 'Goldtau' bzw. 'Palava' mit bunten Blüten von Echinacea und Rudbeckia durchwirkt, gestalten. Es wird oft mit Nasella tenuissima gearbeitet, doch dieses Gras ist bei mir nicht winterhart. Deshalb will ich es mit Deschampsia versuchen. Beide Sorten wachsen kompakt und säen sich nicht aus.




Mittwoch, 6. März 2019

Schnell, einfach, blüht!


Die folgenden drei Bilder zeigen Blumenbeete am Alten Strom in Warnemünde. Sie bestehen hauptsächlich aus nicht winterharten Pflanzen, die im Herbst kompostiert werden. Ein klassischer Vertreter ist die Studentenblume in ihren zahlreichen Zuchtformen (erstes Bild). Die Pflanzung ist gut geplant und herrlich bunt anzusehen. Sie blüht den ganzen Sommer lang.




















Schnell, einfach, blüht. Pflegeleichte Blumenbeete für jeden
Garten. Renate Hudak, Harald Harazim. 2019. 144 S., 167 Farbfotos, 11 farbige Zeichnungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-8186-0085-3. € 17,95

Die oben gezeigten Blumenbeete sind im Buch nicht gemeint, sondern Staudenbeete, wie auf der rückwärtigen Umschlagseite auch steht. Beide Begriffe sollten etwas Unterschiedliches bezeichnen.
Mal wieder "Pflegeleichte Blumenbeete"!? Was hier im Buch pflegeleichter ist als in anderen Staudenbüchern, ist mir nicht ganz klar. "Schnell, einfach, blüht" ist da schon eher treffend. Sind doch die im Buch empfohlenen Module von jedem Anfänger sehr  schnell und einfach nachzupflanzen.
Das Buch besteht aus drei Kapiteln. Im Kapitel "Basiswissen Standort und Gestaltung" werden alle wichtigen und grundlegenden Ausführungen zum Staudenbeet gemacht. Während im dritten Kapitel "Staudenpflege" alle wichtigen Hinweise zur Erhaltung des Beetes gegeben werden. Im Hauptteil des Buches wird die Zusammenstellung von Stauden in Modulen mit klaren Pflanzplänen gezeigt. Die Module sind für die Lebensbereiche: Freifläche, Beet, Gehölz und Gehölzrand entwickelt. Diese Unterteilung ist für Anfänger sicher sehr hilfreich. Die Module haben auch ihre Schwächen. Wenig unterschiedlich scheint mir Modul 4 "Bunte Blütenpracht" und Modul 5 "Mixed Borders" zu sein.  Die Gelbe Wiesenraute (Boden frisch bis feucht) den Rosenkavalieren zuzuordnen scheint mir fragwürdig.

Das Buch kann für Anfänger sehr empfohlen werden.

Die Gelbe Wiesenraute Thalictrum flavum ssp. glaucum wird bei mir 2 Meter hoch.


Freitag, 1. März 2019

Winterschäden

Das Frühlingswetter dieser Tage lockte schon im Februar in den Garten. Von Winterschäden im üblichen Sinne kann man nicht sprechen, denn die tiefste Temperatur dieses Winters (bis jetzt) war -5°C und so gut wie kein Schnee und der Boden war nur sehr oberflächlich gefroren. Ein ideales, monatelanges Betätigungsfeld für die Wühlmaus. Beim Abharken des alten Staudenkrautes musste ich üble Schäden feststellen. Ein Molinia-Horst drehte sich um,wie ein Teller, völlig ohne Wurzeln. Zum Vorschein kam ein großer Wühlmausgang. Hier hatte sich eine Wühlmaus wohl den ganzen Winter bedient, schön bequem auf dem Rücken liegend, alle Wurzeln abgefressen.



Tulpen, Lilien, Taglilien und Glockenblumen mit fleischigen Wurzeln stehen seit Jahren in meinem Garten auf der Speisenkarte der Wühlmäuse, doch dass sie auch Gräserwurzeln fressen, war mir neu. Oft finde ich beim Umgraben eine Höhle mit Hunderten Löwenzahn- und Windenwurzeln, gewissermaßen als "Hamsterkammer", wenn der Boden stark durchgefroren ist. Das ist ja ganz löblich, doch der Schaden überwiegt.
Diesmal waren Miscanthus, Astern, Witwenblumen u. a. betroffen.  Die Aster cordifolius 'Little Carow', meine liebste Aster, war durch Sturm umgefallen, wie beim Mikado. Die Wurzeln waren abgefressen und konnten sie nicht halten.



Alle geschädigten Stauden habe ich zerteilt und die Teilstücke in Töpfe gepflanzt. Vielleicht schlagen sie Wurzeln. Im Bild eine abgenagte Knautia macedonica.




Links im Bild die Reste eines Miscanthus und darunter das Loch der Wühlmaus.



Das ist der Übeltäter! Durch die Verwühlprobe, d. h. das Verschließen des Ganges durch die Maus nach wenigen Stunden, war mir klar, dass sie noch da ist. Zuerst habe ich sie einen Tag lang mit einer Zichorienwurzel angefüttert und dann eine Doppelzangenfalle mit derselben Zichorienwurzel beködert. Erfolgreich, wie man sieht. Seit Jahren war es mir nicht mehr gelungen eine Wühlmaus zu fangen. Sie sind äußerst vorsichtig. Ich hoffe Sie haben kein Mitleid mit diesen Biestern.
Leider benutzen auch die geschützten Maulwürfe offensichtlich die selben Gangsysteme wie die Wühlmäuse, und sie tappen viel öfter in die Fallen.  Statt Fallen vertraue ich nun auf die Katzen.