Sonntag, 9. Oktober 2016

Intermingling


Endlich Regen!! Seit April warte ich auf mal mehr als 10 Liter/m². Nun ist es soweit. Hoffentlich nicht zu spät. Das werde ich im nächsten Jahr sehen.
Zeit, sich mal wieder mit "Intermingling" zu beschäftigen. Der deutsche Begriff wäre Mischpflanzung und dazu gibt es schon lange Bücher (http://wildstauden.blogspot.de/2013/01/staudenmischpflanzungen.html) und bis heute mehr als 80 Staudenmischungen für das öffentliche Grün, die man quadratmeterweise kaufen kann. Die Verwirklichung einer naturalistischen Pflanzung im eigenen Garten ist aber mehr und immer noch in der Diskussion.
Thomas Rainer aus den USA schrieb die folgenden, bedeutenden Sätze: "To create a native garden is not only a statement against exotic plants, but it is a statement against traditional garden forms altogether. In our effort to imitate nature, we’ve turned our back on the forms and meaning of 4,000 years of garden history."
Noel Kingsbury aus England schreibt in Landscape Design vom 14. Juli 2016 (http://www.ecolandscaping.org/07/landscape-design/effectively-intermingled-perennials/):
"Closely linked to the rise in interest in naturalistic planting and the use of native plants, intermingling offers the opportunity to create finely-textured and detailed perennial combinations. However there are plenty of potential problems. The older style of planting in monocultural blocks is relatively simple to design and maintain. With intermingling it can be difficult to design in a good graphic quality to plant combinations, and in some cases intermingled mixes can all too often end up looking a bit of an undifferentiated mess – maybe good ecologically but losing public interest and support. A particular problem is that the level of competition between species can sometimes result in one taking over and dominating."
Intermingling, was bedeutet das für meinen Garten? Ja, mein Garten sieht etwas unordentlich aus, und die naturalistischen Staudenwiesen sind nicht leicht unter Kontrolle zu halten. Sämlinge von Stauden sind willkommen, aber die wuchernden Ungräser verdrängen auf gutem Boden die weniger wüchsigen Stauden. Wesentlich einfacher und visuell wirksamer ist es in Blocks zu pflanzen. Siehe auch: http://wildstauden.blogspot.de/2012/08/uberwaltigend-oder-lieblich.html. Doch das ist für mich Vergangenheit.
Die visuelle Wirkung der Staudenwiesen wird hauptsächlich durch die Blüte erreicht. Wie aber kreiert man den berühmten immerblühenden Garten? Um das auf 1000 m² zu ereichen, habe ich für meinen Garten entschieden, den Schwerpunkt der Wirkung auf die Monate Juni bis September auszurichten. Das heißt, die im zeitigen Frühjahr und im späten Herbst blühenden Stauden habe ich entfernt, um Platz für Sommerblüher zu schaffen. Damit konnte ich die visuelle Wirkung in den Monaten, in denen wir uns im Garten aufhalten, steigern. Für das "Wiesendesign" wurden auch zu kleine, schnell überwucherte und zu große, das Bild dominierende Stauden und Gräser entfernt.
Wenn Besucher meines Gartens die Goldruten und andere wuchernde Stauden, Noel Kingsbury nennt sie "Guerrilla plants" sehen, fragen sie meist, ob die nicht zu sehr wuchern oder sich aussäen. Nein, das ist bei mir nicht der Fall, weil eine naturalistische Pflanzung keine braune Erde kennt. Ihre Ausbreitung über Ausläufer und Sämlinge ist für die naturalistische Anmutung der Pflanzung sehr wertvoll.
Erfolgreiches Intermingling bzw. das Design der Staudenwiesen erfordern solide Pflanzenkenntnisse und langjährige Erfahrung. Irgendwo habe ich gelesen, eine naturalistische Pflanzung ist wissenschaftliche Gartengestaltung!? An anderer Stelle stand, "mit der Ästhetik naturnaher Gärten verhält es sich vermutlich nicht anders als mit zeitgenössischer Kunst: Man muss sich auf sie einlassen, sich mit ihnen auseinandersetzen, um sie schön zu finden. Dabei gilt es, die eigenen Sehgewohnheiten in Frage zu stellen und offen zu sein für den Reiz des Natürlichen." Das größte Hindernis zur Akzeptanz sind nach meiner Meinung die Sehgewohnheiten, geschult durch Zeitschriften, Bücher und Kataloge.

Nun ein paar Bilder zum Thema.

Staudenwiesen Ende September
trockene Wiese

feuchte Wiese um den Teich, in der Bildmitte Aster puniceus

mannshohe Wiese mit Kerzenknöterich, Molinia 'Transparent' und Fillipendula rubra
Rudbeckia in Blockpflanzung

Rudbeckia in naturalistischer Pflanzung




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