Montag, 21. Januar 2013

Gärtnerseelen

Der Winter ist so recht die Zeit sich über dies und jenes Gedanken zu machen. Im Zusammenhang mit der Saatgut- oder Pflanzenbestellung kommen da auch viele Gartengedanken hoch und sicher bei dem einen oder anderen auch die Frage, warum tu ich mir das eigentlich alles an?
Bereits im letzten Winter fand ich im Blog des amerikanischen Gartendesigners, Thomas Rainers, einen interessanten Artikel http://landscapeofmeaning.blogspot.com/2012/02/why-we-plant.html den ich in meiner Homepage zitiert habe http://www.wildstaudenzauber.de/Seiten/Gartengestaltung_Naturalistischer_Gartenstil.html. Auch das Buch von Christa Hasselhorst „Eden auf Erden: Die Liebe zwischen Mensch und Garten“ vom April 2011 behandelt das Thema und sie postuliert: „Seit der Vertreibung aus dem Garten Eden sind wir Menschen bemüht, ihn mit der Erschaffung unseres eigenen Gartens wieder herzustellen.“

Warum Dreck unter den Fingernägeln glücklich macht, dieser Frage geht auch Christiane Büch in ihrem Buch „Gärtnerseelen“ nach, erschienen im August 2012 im Verlag Eugen Ulmer. (192 Seiten, gebundene Ausgabe, ISBN 978-3-8001-7750-9, 24,90 €).
Gleich zu Beginn, auf Seite 7 wird mit den Worten: „Ich denke, liebe Leserin, wir duzen uns gleich,…“, sowie auch im weiteren Verlauf des Buches, deutlich gemacht, dass es wohl nicht für uns Männer geschrieben ist. Trotzdem interessiert mich das Thema und ich will versuchen, meine Gedanken als Mann zu diesem Buch hier aufzuschreiben.




Wenn ich Besucher unseres „Offenen Gartens“ empfange, frage ich meist, wer vom Ehepaar denn der Gartenbegeisterte ist. Etwa zu 90 % sind es die Frauen. Der Mann ist nach Einweisung für das „Grobe“ zuständig, z. B. bauliche Maßnahmen und Rasenmähen. Aber wenn es dann gartenbegeisterte Männer sind, so ist meine Erfahrung, dann sind sie auch voll dabei und kennen sogar die botanischen Bezeichnungen.

Christiane Büch, Gartengestalterin aus Norddeutschland, erzählt mit großer Fachkenntnis und lyrisch untermalt, ganz köstlich ist das Schneckengedicht auf Seite 126, von ihrem Garten und acht weiteren Gärten und ihren Besitzern. Dazu besucht sie die Gärten zu verschiedenen Tageszeiten über das ganze Jahr verteilt, also gewissermaßen ein Tagebuch. Als „Roter Faden“ durch das Buch dient eine Dreiblatt-Spiere (Gillenia trifoliata), die sie jedem Gartenbesitzer geschenkt hat, ohne den Namen zu nennen und mit dem Hinweis, die Pflanze entscheiden zu lassen, wo im Garten sie wachsen möchte.  Spätestens hier stutzt der eine oder andere, doch die Autorin hat die Empfehlung gegeben, dem Gefühl eine Chance zu geben, der Intuition und den Kopf auszuschalten dann kann man auch mit den Pflanzen sprechen.
Übrigens gab mir mein Vater den Gartentipp, mich unbedingt jeden Abend mit den Tomaten zu unterhalten. Das war aber nicht esoterisch gemeint, sondern ich sollte sie jeden Tag ausgeizen, anbinden und evtl. gießen.
Es gibt im Buch viele Tagebucheinträge, die man auch mit dem Kopf nachvollziehen kann, wie z. B. den über die individuelle Herkunft jeder Pflanze und die damit verbundene Geschichte. „Wenn ich die Pflanzen sehe, denke ich an die Menschen, die sie mir geschenkt haben.“ Genau das war auch der Grund, als ich mir vor einigen Jahren zum Geburtstag, der zugleich mein letzter Arbeitstag war, von den Kollegen Pflanzen für meinen Garten gewünscht habe. Eine besonders schlanke Kollegin hat mir ein ganzes Sortiment der Fetten Henne geschenkt.

Als Grundanliegen des Buches nennt die Autorin die Suche nach den Quellen der Gartenbegeisterung. „Welcher Schatz liegt im Gärtnern verborgen?“ Der Garten ist mehr als Hobby und Leidenschaft, und dem versucht sie mit Hilfe der anderen Gartenbesitzer auf die Spur zu kommen.
Durch die Erzählungen aus der Kindheit und Jugend wird klar, dass ein großer Teil der Gartenbegeisterung vererbt wird. Außerdem erzählt sie recht überzeugend von sich und anderen über die Wirkung des Gartens und der Pflanzen auf ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit.
Ansonsten wirken die Geschichten auf mich eher banal. Mit Spannung habe ich das Buch trotzdem gelesen, weil ich bis zum Schluss immer hoffte, dass meine Fragen und Antworten zu den Quellen der Gartenbegeisterung angesprochen würden. Ziemlich am Ende bittet die Autorin eine Gartenfreundin ihr Verhältnis zum Gärtnern in Worte zu kleiden. Die Antwort. „Der Garten ist Nahrung für die Seele,…Er ist meine Suche nach dem Paradies.“ Hier könnte man jetzt weiter forschen um die Quellen der Gartenbegeisterung zu finden. Aber das wäre zu kopflastig für das Buch.

Fazit: Das Buch ist keine kopflastige Beantwortung der Frage, „Warum Dreck unter den Fingernägeln glücklich macht“ sondern ein ganz persönlicher Erfahrungsbericht der Autorin und anderer Gartenbegeisterter, den man mit einem Augenzwinkern lesen kann. Warum einem Text über Gartenbegeisterung so viele düstere, glanz- und farblose Bilder zugeordnet wurden, ist mir unverständlich. Ist es künstlerische Absicht oder nur billiger Druck?

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