Freitag, 5. Mai 2017

Die Quellen unterschiedlicher Staudenverwendung

Bei meinen Gartenbesuchen und -besuchern konnte ich im Laufe der Jahre feststellen, dass es verschiedene Quellen der Staudenverwendung gibt. Die meisten Staudenliebhaber haben ihre Vorstellung vom Staudengarten von den Eltern oder Verwandten "geerbt", oft haben sie den Garten der Eltern übernommen und mit dem Garten auch deren Bewirtschaftungsregeln. Unkrautbekämpfung ist wohl eine der wichtigsten Regeln, da sie Jahrtausende lang darüber entschied, ob die Familie überlebte. Schon in der Bibel steht: "Machet euch die Erde untertan". Heute geht es nicht mehr ums Überleben, aber Ordnung und Sauberkeit muss sein und nicht nur im Obst- und Gemüsegarten sondern auch im Staudengarten. Zwischen den Stauden wird gehackt oder jedes Unkrautpflänzchen wird gezogen. Auch eine Mulchdecke kann den Unkrautwuchs verhindern. Mit Dünger oder Kompost und Beregnung wird das Wachstum und die Blühleistung der Stauden optimiert. Das macht zwar ein bisschen Arbeit aber wenn alles sauber ist, ist man auch sehr zufrieden. 
Immer mehr Gartenliebhaber machen sich schon seit vielen Jahren sorgenvolle Gedanken über unsere Natur. Daraus entwickelte sich die Naturgartenidee, die wohl jeder kennt. Die Erhaltung der Tierwelt, der Schmetterlinge und Käfer, der Lurche und Kriechtiere fand Eingang in die Gartengestaltung. Manchmal bleibt dabei die Ästhetik auf der Strecke, besonders wenn man sich nur auf einheimische Pflanzen beschränkt oder versucht eine Wildblumenwiese anzusäen. 
Ein geringer Anteil der Gartenliebhaber, und dazu würde ich mich zählen, waren in ihrer Jugend "Rumtreiber", nicht in Kneipen oder auf dem Fußballplatz, sondern in Wald und Flur. Im späteren Leben dann kommen Haus und Garten und die Familie und das Rumtreiben wird arg eingeschränkt. Aber man hat ja ein Fleckchen Erde, dass hier in Mecklenburg auch oft ein größerer Flecken ist. Ein paar tausend Quadratmeter Grundstücksgröße sind keine Seltenheit. Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen und Schafe werden jedoch immer seltener zur Pflege eingesetzt.
Warum nicht ein Stückchen Wald und Wiese mit einem Teich auf dem Grundstück gestalten? Vielleicht kommt das beglückende Gefühl erlebter Natur des "Rumtreibers" zurück?
Doch wie kann man das erreichen? Seit den 90 er Jahren werden in verschiedenen Ländern neue naturalistische Gartenstile entwickelt. Noel Kingsbury, Henk Gerritsen, Piet Oudolf  u. a. schrieben darüber (http://wildstauden.blogspot.de/2017/02/the-new-perennial-garden.html). Es gibt auch in Deutschland schon seit längerer Zeit Vorschläge, wie man der Natur im Garten mehr Raum geben kann, die unter dem Begriff „New German Style“ zusammengefasst werden.
Für meinen naturalistischen Staudengarten habe ich mich für die fast ausschließliche Verwendung von Wildstauden und Gräsern aus aller Welt entschieden. Die Hypothese ist, dass sich die Wildstauden am richtigen Standort auch bei extensiver Pflege, d. h. es ist keine braune Erde zu sehen, gegen die meisten Unkräuter durchsetzen. Sämlinge sind willkommen. Die Anordnung der Stauden in der Pflanzung ist eher eine Mischung als eine Blockpflanzung. Auch die Höhenstaffelung wird eher vernachlässigt um in der Staudenwiese zu sein, anstatt sie von außen zu betrachten. Für das Gefühl in der Natur zu sein, halte ich mich auch noch an ein paar weitere Grundsätze: Die Wildstauden werden nicht gedüngt, kaum gegossen und es wird nicht ständig an ihnen herumgeschnippelt.Die Rasenwege und die wenigen noch verbliebenen Rasenflächen werden nicht beregnet, gedüngt oder vertikutiert. Damit haben Gänseblümchen, Klee u. a. eine Chance. Auch die Feldsteinwege bieten in ihren Fugen kleinen Gräsern Platz.In unserem naturalistischen Garten gibt es keine geschnittenen Hecken und auch keine der so beliebten Buchskugeln, keine Dekorationen, wie z. B. Glaskugeln, Figuren, Laternen, alte bäuerliche Gerätschaften oder gar Zwerge oder bepflanzte Schuhe. Im Teich befinden sich keine Goldfische, Kois oder andere großen Fische. Wir haben in unseren Garten auch keine Bauten, wie Pergola, Pavillon, Holzdecks oder gar Brücken. Lediglich verwitterte Holzbänke laden zum Genießen der verschiedenen Gartenbilder ein. Ich denke, so kann ich das Gefühl erlebter Natur erreichen. Eine Naturgartenidee, die nicht nur für die Tiere etwas tut sondern auch für den Menschen.
Natürlich gibt es auch noch andere Gartenentwürfe, wie den Sammlergarten oder den Garten des Künstlers, den man oft recht abstrakt auf Gartenschauen zu sehen bekommt, und im Laufe des Lebens geht auch oft das Eine in das Andere über.



Mittwoch, 3. Mai 2017

Wegerasen

Es gibt viele Rasenwege in meinem naturalistischen Garten und auch Feldsteinwege und nun suche ich für die letzteren Wegerasen, d. h. Rasen der in den Fugen wächst. Er sollte auch ohne Mahd schön klein bleiben und Unkräutern die Ansiedlung schwer machen. Der Samenhandel bietet u. a. Schotterrasen mit folgender Zusammensetzung: 8% Rotschwingel, 40 % Deutsches Weidelgras, 15 % Wiesenrispe, 30 % jährige Rispe, 5 % Kammgras und 2 % Schafgarbe. Die Mehrheit dieser Gräser wird zu hoch und die Mischung ist wohl für Fugen nicht geeignet. Ähnliche Mischungen gibt es auch für Plattenfugen.
Nun gibt es bereits ein Gras in den Steinfugen meiner Wege (siehe Abbildungen) nur leider kenne ich nicht den Namen. Am ehesten könnte es wohl die Jährige Rispe (Poa annua) sein. Ein niedriges, horstbildendes Untergras mit nach allen Seiten liegenden Trieben, Es ist ein fast ganzjährig blühendes Gras, mit extremer Vermehrung durch ganzjähriges Aussamen. Das schnell wachsende, immer Triebe bildende und aussamende, ein- bis überjährige, zudem tritt- und Schatten unempfindliche Gras wirkt stark verdrängend auf andere (wertvolle) Gräser auf der Kuhweide und in meinen Fugen verdrängt es hoffentlich das Unkraut. Das kaum 5 cm hohe Gras blüht und fruchtet bereits im April und mit seinem kräftigen Wurzelwerk kann es sicher die Unkräuter verdrängen.
Wer kennt das Gras? Wo bekommt man Samen?