Oudolf Hummelo. von Piet Oudolf und Noël Kingsbury. 2016. 400 S., 282 Farbfotos, 9 sw-Abbildungen, geb. ISBN 978-3-8001-0833-6. € 49,90
Gerade recht zur besten Lesezeit kommt das 400 Seiten dicke Buch zur
Geschichte der neuen Pflanzenverwendung in die Buchläden. Es ist zugleich auch
die Geschichte von Hummelo, Piet Oudolfs eigenem Garten, und die
"Oudolf-Story" anlässlich seines 70. Geburtstages. Wenn man schon
einige Bücher der beiden Autoren kennt, ist man doch sehr gespannt, was wohl
hier auf den vielen Seiten noch kommen wird. Eine Biografie soll es nicht sein,
steht im Umschlag. Der niederländische Gartengestalter Piet Oudolf wird im „Wall
Street Journal“ als der „Rockstar unter den Gartengestaltern“ bezeichnet. Es
sind vor allem drei Großprojekte, die Oudolfs Weltruhm begründeten: der „Garden
of Rememberance“ im Battery Park an der Südspitze Manhattans, der High Line
Park auf der stillgelegten Hochbahntrasse ebenfalls in Manhattan und der
Lurie Garden im Millennium Park in Chicago. Alle drei sowie andere Projekte
werden ausführlich im Buch beschrieben und die beteiligten Kooperationspartner
genannt. Was diese Anlagen so besonders macht, ist Oudolfs ganz spezieller
Stil, den er mit den Jahren entwickelt hat. Zusammengefasst wird das unter der
Überschrift "Zunehmend wilder". Der Stil beinhaltet u. a. eine
Abwendung von der "Blockpflanzung, hin zur verwobenen Pflanzung mit
größerer "Naturhaftigkeit" im Sinne des Anscheins natürlicher
Pflanzengesellschaften und zwar solcher, die uns Menschen ästhetisch
ansprechen, ...". Im Jahr 2010 wurde Oudolfs Gärtnerei in Hummelo
geschlossen und auf dem Brachland entstand eine "pflegearme Anlage, die
ungezähmter sei als alles, was er bisher gemacht habe", schreibt
Kingsbury. Die "Superwiese", Stauden kombiniert mit Gräsern ist ein
Traum seit William Robinson 1870 sein Buch "The Wild Garden"
veröffentlichte. Mit der Staudenwiese erkundet Oudolf nun die "gefühlt
ultimative Synthese von Kultur und Natur". Auch andere Gartengestalter
versuchen sich an diesem naturalistischen Konzept, und es bleibt zu hoffen,
dass zu dieser Thematik demnächst ein Buch in deutscher Sprache erscheint.
Im letzten Drittel des Buches angekommen, machte sich doch eine gewisse
Müdigkeit breit. Ob es an der Jahreszeit liegt? Die ungewohnt faden Bilder
leisten sicher auch einen Beitrag dazu. Einige Bilder sind so fade, dass man
nicht erkennen kann, welche Pflanzen auf dem Bild zu sehen sind. Dazu kommt,
dass auch die Bildunterschriften oft wenig dazu aussagen.
Obwohl mich alle die Details der Geschichte einer neuen Pflanzenverwendung
und die Person Piet Oudolf sehr interessieren, könnte ich mir vorstellen, dass
sich Leser eine Straffung der Seitenzahlen gewünscht hätten.
Für den stark an Piet Oudolf und seiner Pflanzenverwendung interessierten
Leser ein großartiges Werk der Gartenliteratur.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen