Als ich noch ein Kind war, spannte der benachbarte Bauer seinen Ochsen vor
den Karren um das Getreide vom Feld zu holen. Nach Beendigung der Grundschule
arbeitete ich für 99 Pfennig Stundenlohn beim Volksgut: Rüben verziehen, Flachs
raufen, Hocken aufstellen, Kartoffeln lesen, alles Tätigkeiten, die es in der modernen Landwirtschaft
nicht mehr gibt.
Später, nach dem Abitur, arbeitete ich 1 Jahr in der LPG, im
Kuhstall und hütete Schafe. Die Industrialisierung der
Landwirtschaft begann. Nach dem Studium der Agrarwissenschaft und Promotion
arbeiteten wir in einem Forschungsinstitut für Nutztiere.
1975 übernahmen meine Frau und ich einen verlassenen Bauernhof. Die Tiere waren
gerade raus, der Mist war noch drin und Bad und Toilette fehlten. Es waren
schwere aber auch sehr aufregende Jahre. Plötzlich von der 12 m²-Studentenbude
im 11. Stock eines Hochhauses in ein 1818 als Schafstall gebautes Bauerngehöft
mit 2000 m² Gartenland. Da waren Obst, Gemüse und Blumen, Kaninchen, Enten und
Katzen. Was haben wir nicht alles ausprobiert: Wein, Likör und Marmelade,
Pilzzucht u. v. a. Wir waren zu einem hohen Grad Selbstversorger.
Landlust, Landliebe u. ähnliche Begriffe sind heute stark im Kommen. Zeitschriften und auch Bücher zeigen den jüngeren Leuten, wie es damals war und vereinzelt auch heute noch oder wieder ist. Ein Buch zum Thema ist im Ulmer-Verlag erschienen:
Hinterm Stall die Blumen. Landfrauen
und ihre Gärten. Britta Freith. 2013. 192 S., 225 Farbfotos, geb. mit SU.
ISBN 978-3-8001-7894-0. € 29,90
Sie können sich sicher vorstellen, dass uns die „Landfrauen und ihre Gärten“
sehr interessierten und viele Erinnerungen wach riefen. Die Autorin hat 13 Höfe
besucht, angefangen von Norddeutschland bis in die Schweiz und Österreich.
Dabei lernte sie 13 Bäuerinnen und ihre Gärten kennen.
Auch der Hof, die ganze Familie und die
vorhandenen Tiere werden beschrieben. Viele Gartentipps und so manches alte Rezept hat sie
erfahren und im Buch niedergeschrieben. Die Blumen hinterm Stall kommen da
manchmal etwas kurz weg. Zahlreiche auch großformatige Bilder
zeigen das Landleben von seiner schönsten Seite. Es zeigt aber nicht die
Realität in der deutschen Landwirtschaft, die von ökonomischen Zwängen bestimmt
wird.
Das Buch ist für Menschen geschrieben, die Sehnsucht nach Landleben haben und sich gern selbst versorgen.
Für die heutigen Senioren ist es sicher eine
liebe Erinnerung und für manchen Jungen
ein Traum.