Mittwoch, 9. Januar 2013

Perennial Meadows

Reisfelder in Japan im Hintergrund Zedern- und Bambuswälder


China muss 22 % der Weltbevölkerung mit nur 4 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ernähren und im ebenfalls stark bevölkerten Japan gibt es sehr viele Gebirge vulkanischen Ursprungs, d. h. mit steilen Hängen an denen kaum Landwirtschaft betrieben werden kann. Deshalb wird in beiden Ländern jedes Fleckchen Erde für die Ernährung genutzt. Die im Bild gezeigten Reisfelder ziehen sich in Terrassen an den Berghängen hoch. Sie sind kaum größer als unsere Gärten.
Meine chinesischen und japanischen Kollegen wundern sich immer bei ihren Besuchen in Deutschland, dass wir soviel Rasen in unseren Gärten haben, wo doch nichts Essbares wächst, beim Mähen Benzin verschwendet und die ländliche Ruhe gestört wird.
Nun, ich denke Kartoffeln müssen wir nicht auf unseren Rasenflächen anbauen, aber wie wäre es mit Staudenwiesen?

Obwohl wir in Gartenbüchern und -zeitschriften immer noch hauptsächlich die traditionellen Staudenbeete vorgesetzt bekommen, findet man doch auch in einigen Büchern Ansätze für einen naturalistischen Pflanzstil für Staudenbeete. So findet man bei Machiels (2010) in seinem wunderschönen Buch „Präriegärten“: „Eigentlich ist Gärtnern mit Präriepflanzen nur die konsequente Weiterentwicklung des naturalistischen Gartenstils, der sich in den vergangenen Jahren weitgehend durchgesetzt hat.” Im Ausblick des Buches „Gartengestaltung mit Stauden“ resümiert Schacht (2012) „Festhalten lässt sich, dass trotz der teils sehr unterschiedlichen Schwerpunkte auffallend viele Gestalter der Geist der naturalistischen Pflanzenverwendung eint.“
Michael King (2011) schreibt in seinen Büchern, dass ein Umdenken in der Staudenverwendung notwendig ist, weil die traditionellen Staudenrabatten zu arbeitsaufwendig und wenig nachhaltig sind. Er propagiert Perennial Meadows (Stauden-Wiesen) als neuen Weg der Staudenverwendung. Was damit gemeint ist, steht in seinen Büchern, die Sie hier als sehr preiswertes ebook erhalten können (Button links). In den einzelnen Büchern werden Bepflanzungsbeispiele für verschiedene Standorte genannt. Ein wesentlicher Vorteil der Bücher ist, dass die ausführlich vorgestellten Pflanzen in Kings eigenen Garten in Holland wachsen, d. h. unter klimatischen Bedingungen, wie sie auch auf Norddeutschland zutreffen könnten.

Schon vor einigen Jahren haben wir uns für eine naturalistische Gestaltung unseres Gartens entschieden. Wir nannten es „Wildstaudengarten“. Mehr über den Naturalistischen Gartenstil unter: http://www.wildstaudenzauber.de/Seiten/Gartengestaltung_Naturalistischer_Gartenstil.html und mehr über den Wildstaudengarten unter: http://www.wildstaudenzauber.de/Seiten/Gartengestaltung_Wildstaudengarten.html.

Hier noch mal kurz zusammengefasst, was wir meinen und wo die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zum Präriegarten und den Perennial Meadows liegen

Ein grundlegendes Prinzip der naturalistischen Bepflanzung ist, dass alle Pflanzen, die zusammen wachsen, auch aus den gleichen Umweltbedingungen kommen, dabei können sie aber von verschiedenen Kontinenten stammen. Sie sollten auch einen ähnlichen Ausbreitungsdrang haben, um eine möglichst lange fast unberührte Pflanzung zu erreichen.
Während die traditionelle Staudenrabatte, nach Höhe bepflanzt und wie ein Bild von außen betrachtet wird, hat man in der naturalistischen Pflanzung genauso wie in Kings Staudenwiesen einen viel engeren Kontakt mit den Stauden.
Die Pflanzung von zahlreichen Gräsern zusammen mit den Wildstauden soll beim Betrachter die Assoziation zur Natur erwecken, die Sehnsucht danach, steckt in fast jedem von uns.

Unterschiede zwischen einer traditionellen Staudenrabatte und einer naturalistischen Staudenwiese:

traditionell
naturalistisch



Pflanzenwahl
Pracht- und Wildstauden
Wildstauden und Gräser

nach Schönheit
nach Widerstandsfähigkeit

alle
das ganze Jahr ansehnlich
Standort
jeder verbesserte Boden
standortgerecht
Düngung
ja
nein
Wässern
ja
nein
Klima
alles ausprobieren
klimagerecht
Winterschutz
ja
nein
Hacken
ja
nein
Verblühtes Abschneiden
ja
nein
Stäben, Anbinden
ja
nein
Dekorationen
ja
nein



Anordnung
Kleine vorn, Große hinten
gemischt

Arten in Blocks und Driften
einzeln und in Driften

Rabatte wird von Rasenfläche begrenzt
Rasenfläche wird mit Pflanzen gefüllt
Bäume, Sträucher
ja
nein
Artenreichtum
ja
nein
Betrachtung
von außen, wie ein Bild
wir sind mittendrin
Zielstellung
überwältigende, farbenprächtige Bilder
entspannende, einfache Natürlichkeit




Wie Sie sehen, können Sie mit einer naturalistischen Pflanzung eine Menge Arbeit sparen.



5 Kommentare:

  1. Oberlehrer Claus9. Januar 2013 um 23:03

    Gut gebrüllt, Löwe.
    Nur eben scheint mir der Zusammenhang zwischen der japanischen Kulturlandschaft und den Perennial Meadows nicht ganz schlüssig.
    Zugegeben, es hat etwas, zwischen Stauden und Gräsern zu gehen und den taktilen Naheffekt zu spüren. Das habe ich schon mehrfach auf engen Gartenpfaden gespürt, wenn ich durch Molinia oder hohe Panicium- Haine geglaufen bin, wie auf BUGA oder IGA- Pflanzungen.
    Um das Erlebnis aber prägend zu machen, braucht es wohl schon der Ausdehnung der großflächigen Pflanzungen eines Oehme oder Oudolfs.

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  2. Nice Garden Blog!
    It would be really good to let our members see you over at the www.bloomingblogs.com gardening blogs community.

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  3. Zugegeben, Japan ist fern und meine einleitende Bemerkung war zunächst auch nur als eyecatcher gedacht.
    Am Beginn des neuen Jahrtausends führten mich fünf Reisen nach Japan und auch in zahlreiche Gärten, so dass die Idee entstand einen Garten ohne Rasen auch bei uns zu gestalten. Eine Idee die sich heute in den Perennial Meadows wiederfindet. Der schlüssige Zusammenhang zwischen der japanischen Kulturlandschaft, die sich so auch im Japanischen Garten widerspiegelt, und den Perennial Meadows ergibt sich also ganz einfach zunächst in der Abwesenheit von Rasenflächen bei beiden. Mehr zu den Japanischen Gärten unter: http://www.wildstaudenzauber.de/Seiten/Gartengestaltung_Japanische_Gaerten.html.

    Die großflächigen Pflanzungen eines Oehme sind für die Amerikaner vielleicht etwas Beeindruckendes, für mich sind sie eher protzig und in ihrer Monotonie langweilig. Zwischen Stauden und Gräsern kann man durchaus auch im normal großen Garten gehen.

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  4. Noch ein Nachtrag zu der Äußerung:"Um das Erlebnis aber prägend zu machen, braucht es wohl schon der Ausdehnung der großflächigen Pflanzungen eines Oehme oder Oudolfs."
    Habe ich soeben gelesen bei Thomas Rainer in "Garden Design Trends 2013": "Massing is out. Highly interplanted, mixed schemes are in. It’s not just Oudolf anymore. Designers across the world are using richly woven tapestries of plants to express an ecological aesthetic. Michael King’s “perennial meadows,” are a great example of the kind of highly-designed, intricate palettes that will be popular this year. "
    Thomas has worked on projects such as the U.S. Capitol grounds, the Martin Luther King, Jr. Memorial, and The New York Botanical Garden.

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  5. Hallo Jochen, der Beitrag bringt mich schwer ins Grübeln... ich denke, einen Teil meines Gartens werde ich zum Experimentierfeld erklären und diese Art der Pflanzung,"perennial meadows" ausprobieren...gerade in den Sommermonaten macht mir der hohe Wasserbedarf der Prachtstauden sehr zu schaffen, da wir sozusagen auf Heidesand gärtnern. Im letzten Jahr habe ich bereits ein Kiesbeet angelegt, welches ich nicht zusätzlich bewässern musste, aber diese Staudenwiesen scheinen mir noch konsequenter den Naturaspekt zu verfolgen.
    Auf deinem Blog habe ich schon viele interessante Dinge erfahren. Bitte mach weiter so!
    Lieben Gruß von Heike

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