Dienstag, 20. März 2018

Genießen statt Gießen


Annette Lepple
Genießen statt Gießen. Trockenheitstolerante Gärten gestalten.  2018. 144 S., 155 Farbfotos, 6 farbige Pläne, Flexcover. ISBN 978-3-8001-5844-7.     € 24,90

So ein wertvoller Inhalt und dann wieder dieser lappige Flexcover!? 

Genießen statt Gießen, das sage ich auch immer wieder meinen Gartenbesuchern. Ich gieße sehr selten und beregnet wird auch nicht. Zugegeben, es tut einen ganz schön leid, wenn man die Pflanze gelb am Boden liegen sieht. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass sehr selten eine Staude ganz tot ist. Spätestens im darauffolgendem Jahr treibt sie wieder aus. Allerdings liegt mein Garten in einer Senke und der Boden ist sehr lehmig. Auf Sandboden muss man das anders sehen. Die Autorin hat in drei grundverschiedenen eigenen Gärten Erfahrungen gesammelt. Ihre daraus resultierenden Vorschläge zum "Genießen statt Gießen" kann ich voll unterschreiben. Da ist zum Beispiel die Möglichkeit sich vom Idealbild des englischen Gartens, der von Gartenmagazinen und -büchern zelebriert wird, zu verabschieden, und statt einer ganzjährig üppigen Staudenrabatte mit enormer Pflanzenvielfalt, eine Standort gerechte und Klima gerechte Bepflanzung zu wählen. Das könnte der naturalistische Stil sein, der sich unter den Begriffen: New Perennial Movement, Dutch Wave, New American Garden oder New German Style verbirgt.
Besonders auch gartenwürdige Wildstauden machen das Gärtnern leichter. Wir holen uns mit ihnen zuverlässige, robuste Darsteller auf die Gartenbühne und kommen einem gesunden, pflegeleichten Garten näher, meint die Autorin.
Eine weitere Möglichkeit ist den Wasserschlucker Nr. 1, den Rasen, in Staudenbeete umzuwandeln. Friedvolle Wochenenden ohne das Heulen der Rasenmäher, nur mit dem Summen der Insekten, ist das nicht eine schöne Vorstellung, fragt die Autorin.
Die Vorschläge zum "Genießen statt Gießen" werden mit wertvollem Grundlagenwissen, z. B. über Bodenarten, Überlebensstrategien im Pflanzenreich u. a. untermauert. Die Autorin spricht sich für Biologische Vielfalt aus, das heißt auch nicht einheimische Pflanzen sind im Genießergarten willkommen. Ein Kapitel ist der Pflege gewidmet. Die Empfehlungen sind teilweise widersprüchlich, wie auf Seite 53 unten:"Saugende Insekten, vor allem Läuse, rücken in manchen Jahren zuhauf an, ... Zwingt man sich in diesen Fällen zur Geduld lösen sich die Probleme meist von selbst,... Erkennt man Probleme rechtzeitig, lässt sich meist durch Entfernen befallener Triebe oder Schädlinge eine Ausbreitung verhindern."
Während im ersten Teil des Buches unter den Überschriften: "Die Theorie", "Die Praxis" gärtnerisches Wissen verbunden mit wertvollen persönlichen Erfahrungen der Autorin dargestellt wird, werden unter der Überschrift "Das Ergebnis" verschiedene Gärten vorgestellt und  sechs Pflanzpläne gezeigt. Der erste Garten wird der New Perennial Movement zugerechnet. Die Bewegung akzeptiert das Werden und Vergehen und sieht Schönheit in Beiden. Dieser Stil ist sehr dynamisch. Die Beete sind nicht konservativ höhengestaffelt. Hohe Gewächse finden sich auch mittig oder am Wegrand. Ein großes Plus dieses Stils ist seine Attraktivität für die zunehmend bedrängte Fauna, für die solche Gärten wertvolle Zufluchtsorte sind. Weitere vorgestellte Gärten sind Kiesgärten, vertikale Gärten, mediterrane Gärten, sowie moderne, minimalistische Gärten.
Die Pflanzenporträts am Ende des Buches sind für Anfänger sehr hilfreich, wenn auch nicht alle der genannten Pflanzen im kühleren Teil Deutschlands den Winter überstehen. Stimmungsvolle Bilder runden das rundum gelungene Buch ab.

Das Buch ist für ambitionierte Anfänger und erfahrene Gartenfreunde gleichermaßen wertvoll. Es enthält mehr gärtnerisches Wissen als nur die Gestaltung trockenheitstoleranter Gärten.

Übrigens, für mich wäre ein Buch hilfreich, wie man feuchtigkeitstolerante Gärten gestaltet. Vielleicht ist es ja schon in Arbeit?

Neidisch habe ich die Posts von den beiden vergangenen Wochenenden gelesen und die schönen Bilder von den Frühlingsblühern gesehen. Bei uns blühen nur die Winterlinge, Schneeglöckchen und Alpenveilchen und das schon sehr lange. Der Frost bis -13°C hat ihnen nicht geschadet. 
Ihr konntet schon im Garten arbeiten? Undenkbar bei uns im Nordosten. Überall Matsch und ständig Regen. Die Erdbeeren stehen seit Wochen im Wasser, haben das aber in vergangenen Jahren immer gut überstanden. Wie wird es bei den Stauden aussehen? Schon im letzten Sommer hatten wir mit 837 l/m² ein Drittel mehr Niederschlag als der Durchschnitt.  Der kleine Tümpel in der Gartenmitte hat einen Überlauf. Ansonsten stünde der halbe Garten unter Wasser.
Inzwischen ist eine Woche für das Studium des Buches vergangen und im Garten hat nun auch noch wieder die Kälte mit starken Ostwind und fast ohne Schnee die Stauden gebeutelt.


Die Erdbeeren als Sumpfpflanzen










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