Montag, 19. Februar 2018

Alte Staudenschätze

Alte Staudenschätze. Bewährte Arten und Sorten wiederentdecken und verwenden. Januar 2018. 288 S., 280 Farbfotos, geb. mit SU. ISBN 978-3-8186-0083-9.   € 39,90
Fast zeitgleich mit Christian Kress hat sich nun ein weiterer sehr bekannter Staudengärtner zu Wort gemeldet, Dieter Gaißmeyer, zusammen mit Frank Michael von Berger, einem erfolgreichen Gartenjournalisten. Als Pendant zu historischen Rosen oder historischen Obst haben die Autoren im Buch die historischen Stauden im Fokus. Was sie darunter verstehen wird eingangs erklärt. Es sind Wildstauden, die vor langer Zeit von Menschen wegen ihrer Qualitäten aus der Natur in den Garten genommen und durch Auslese und Züchtung verbessert wurden. Als historisch gelten Stauden, die seit mehr als hundert Jahren unverändert noch heute in unseren Gärten kultiviert werden. Das erste Kapitel des Buches ist mit "Die Geschichte der Gartenpflanzen" überschrieben. Die Aufzählung der Kräuterbücherschreiber des Mittelalters  und ihrer Lebensdaten hat mich etwas gelangweilt. Am Ende des Kapitels wird kurz über Staudenzüchtung einst und jetzt berichtet und ein etwas düsterer Ausblick hin zur industrialisierten Massenproduktion von Stauden gegeben. Mit dem Buch plädieren die Autoren für die verstärkte Hinwendung zu historischen Stauden. Im zweiten Kapitel werden diese auf fast 200 Seiten vorgestellt. Von Akanthus bis Veilchen gibt es neben allbekannten Pflanzenbeschreibungen auch interessante Hintergrundinformationen. Warum hier zu vielen Pflanzen z. T. zusammenhanglos Lebensläufe von Botanikern dazu gestellt wurden, ist mir unverständlich. Auch sind die umfangreichen Ausführungen über die Benennung der Stauden in vergangenen Jahrhunderten entbehrlich. Der Leser sollte auch keine besonderen "Staudenschätze" erwarten. Alle genannten  Pflanzen sind wohl den meisten Staudenfreunden bekannt und in unseren Gärten allgegenwärtig. Am Ende des Buches wird die stilkonforme Verwendung historischer Stauden in den verschiedenen Gartentypen, z. B. Bauerngarten, Rosengarten, Cottage-Garten bis hin zum New German Style erläutert. Natürlich passen sie zu jeden Garten, sind es doch auch ganz normale Gartenstauden, die nur schon länger bekannt sind. Ich habe noch nie soviel Eigenwerbung in einem Buch gelesen.
Es ist ein großer Verdienst der beiden Autoren mit dem Buch die Gegensätze zwischen der Massenproduktion von immer neuen Staudensorten und den historischen Stauden aufgezeigt zu haben und damit zur Erhaltung dieser Pflanzen beizutragen. Nicht nur das Titelfoto sonder auch viele andere im Buch sind sehr schön und stimmungsvoll.

4 Kommentare:

  1. Vielleicht, lieber Jochen, sehen sich manche Experten durch irgendwelche Umstände einfach nur genötigt, AUCH mal ein Buch zu schreiben.
    Und weil sie kein Risiko eingehen und es besonders gut machen wollen, holen sie sich dann Hilfe in Form eines bekannten Journalisten. Was am Ende dabei herauskommt, hast Du aufgezeigt. Jeder hat seine eigene Vorstellung verwirklicht und keiner von beiden muss allein die Verantwortung für den Inhalt übernehmen.
    Hätte man das Buch auf das Wesentliche beschränkt, alles Überflüssige weggelassen, dann wäre beim Ulmer Verlag ein Preis um die 15 bis 20 Euro herausgekommen, was mir viel sympathischer gewesen wäre.
    Es gibt ein Studienfach, bei dem der erste Grundsatz lautet: jedes überflüssige Wort ist falsch. Ich mag bei Gartenbüchern, wenn man auf den Punkt kommt und mich nicht mit 'Geschichte' langweilt.
    Immerhin hat Deine Rezension am Ende doch noch zu einem Lob geführt, was die Autoren, die sicher beide ihres Bestes gegeben haben, ein wenig trösten möge.
    Einen schönen Tag und liebe Grüße
    Edith

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    1. Ja, Edith, da hast Du recht. Ich hätte es am liebsten auch geschrieben: Halber Text-halber Preis, das wäre gut gewesen.

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  2. Danke, Jochen, ich bin beruhigt - ich habe es nicht bestellt!
    Liebe Grüße
    Sabine und Reinhard

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  3. Da bin ich nun sehr gespannt - habe es heute geordert, Jochen!

    Sigrun

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